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Höckes Helfer im Dunklen

Warum Dark Social so schlecht ist wie es klingt.

Dark Social? Oh, mein Gott. Was ist das denn nun schon wieder? Gerade erst hat doch selbst der hinterletzte Tatort-Autor gelernt, was dieses „Dark Net“ sein soll. Und nun also eine böse Variante von Social Media? Ist Social Media nicht schon dark genug?

Es ist ja bekannt, dass „der Messenger“ immer als böse gilt. Also in der alten analogen Welt der Überbringer schlechter Nachrichten. Doch irrtümlicherweise, denn das Medium ist nur selten schuld an den Inhalten, die es vermittelt.

So ist es natürlich auch auf den ersten Blick mit den digitalen Messengern: WhatsApp, FB Messenger, Wire oder Telegram, etc. 

Nun leben wir aber immer noch in einer Welt voller schlechter und dummer Menschen, die sich mit Gewalt in unterschiedlichsten Formen Vorteile gegenüber anderen verschaffen wollen oder für die Gewalt automatischer Ersatz für alles ist, was sie nicht haben: Bildung, Arbeit, Liebe, alle Latten am Zaun. 

Viele dieser Menschen haben ihren Hass vornehmlich über Social Media Portale wie Facebook mitgeteilt und untereinander ausgetauscht. Erst dadurch schafften sie es rasant zu wachsen und sich immer mehr erfolgreicher zu vernetzen. Ein Weg, der ihnen ohne die Hilfe bzw. die Algorithmen des Mediums aufgrund mangelnden Intellekts vermutlich versperrt gewesen wäre.

Doch das ist es nicht, was wir Dark Social nennen. Vielmehr sind es die genannten Messenger Dienste wie WhatsApp und Co. Sie werden als Dark Social bezeichnet, weil sie – ähnlich dem Dark Net, liebe Tatort-Autoren, Anonymität versprechen. Zumindest wird hier nicht so intensiv und direkt getrackt, was wer mit wem teilt und bespricht. 

Höckes Helfer trollen im Dunklen

Schon 2017 lag der Prozentsatz an über Dark Social geteilten Inhalten bei über 80 Prozent. Es ist also leider schon rein statistisch so, dass da auch jede Menge Hass-Menschen dabei sind. Und tatsächlich: Gewalttäter, Rechtsradikale, Menschenfeinde, Gesellschaftsgegner gruppieren und organisieren sich zunehmend über Messenger-Dienste, da diese ihnen quasi Anonymität gegenüber Öffentlichkeit und leider auch Strafverfolgungsbehörden und deren Ermittlern verschafft.

Kaum schafft es die so genannte Öffentlichkeit, dass Facebook und Twitter im Schneckentempo etwas gegen Hate-Speech tun, trollen sich Höckes Helfer in die Messenger-Dienste.

Und, ja: eigentlich ist es gut, wenn Nutzerinnen und Nutzer eine größere Privatsphäre genießen. Aber zu welchem Preis? Und ist diese Entwicklung Unternehmen ein Dorn im Auge, weil sie ihre Zielgruppen dadurch weniger spezifisch attackieren können? Nein, sie freuen sich, wenn das Hässliche und Unfreundliche aus den anderen sozialen Netzwerken verschwindet – weniger Nazis, mehr Fun. Nachvollziehbar.

Allerdings: Wenn sich die Hetzer und ihr Gefolge aus dem öffentlichen Teil sozialer Medien zurückziehen, um sich in geschlossenen Gruppen noch besser zu organisieren, sollte das niemanden freuen, sondern uns alle in höchste Alarmbereitschaft bringen.

Ungewollt hat Facebook ihnen über Netzwerk und Reichweite zuerst geholfen, zu wachsen und zusammenzufinden, um ihnen nun in Messengern den Schutz der Anonymität zu bieten. 

Was tun? Weniger Anonymität, mehr Überwachung? Oder geht es auch anders? Fest steht: ein funktionierender Rechtsstaat darf nicht akzeptieren, dass sich eine hochgefährliche Armee gewalttätiger Staatsfeinde in Ruhe organisiert und aufbaut. 

Lieber einmal auf ein Stück Datenschutz verzichten und dafür die freiheitlich-liberale Demokratie schützen, als den rechten Terror zu lassen. So schwer es völlig zu recht auch fällt, so groß die Angst vor einem Präzedenzfall ist.