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Wenn der Boden unter euren Füßen brennt …

Wie verführerisch es doch ist, die Augen vor der Komplexität der Welt zu verschließen. So ähnlich brachte es Angela Merkel auf den Punkt. Sie meinte damit vor allem diejenigen, die aus Unzufriedenheit über das eigene Leben, Hass und Gewalt gegen andere Menschen ausüben. 

Aber Merkels Satz gilt auch genauso für alle, die nun mit unfassbarer Leidenschaft anfangen, diejenigen anzugreifen, die gegen die Klimakatastrophe kämpfen wollen. Denn natürlich ist dies die kurzfristig bequemere Situation: ich will mich nicht mit diesem Thema befassen, ich lehne Realität und Wissenschaft ab, ich beschimpfe die, die sich dem Problem stellen.

Und ich kann das gut verstehen. Denn mir ist es auch zu anstrengend, hier nun die tausenden Fakten aufzuzählen, die den Klimawandel und seine nun schneller als befürchtet spürbaren Folgen belegen und erklären. Aber einfach mal Facebook aus und googlen. Da kommt man schnell dahinter. Es ist ja auch kein schönes Thema. Und sehr viele Menschen verweigern sich einfach negativen Themen, weil sie sich ihren spießigen Steingarten-Alltag dadurch nicht versauen wollen, dass sie sich klarmachen, dass es mit der Welt zu Ende geht. 

Da vermischt sich dann das wütende Prekariat mit enttäuschten Reaktionären. Dem zu viel besprochenen „alten weißen Mann“, der in verschiedenen Altersklassen in den Chefredaktions-Sesseln des Axel-Springer-Verlags sitzt und durch jeglichen gesellschaftlichen Fortschritt seine Existenz bedroht sieht. Trennt die beiden Gruppen materiell doch so viel, so viel haben sie geistig gemein: denselben eingeschränkten Horizont, der wahlweise am Gartenzaun der Millionen-Villa im Berliner Südwesten oder an den Müllcontainern der grauen Plattenbauten im Südosten der Hauptstadt endet, dasselbe Maß an Wut über die „linksgrün-versifften“ progressiven Besserwisser, Weltverbesserer und Gutmenschen. 

Ein derartiger Hass auf Intellektuelle, Wissenschaft, Kulturschaffende und liberale Medien ist sehr gefährlich und ein klares Zeichen für antidemokratische Kräfte. Und niemand übertreibt, wenn er die Parallelen zwischen dem Ende der Weimarer und den aufkommenden Zuständen in der Berliner Republik vergleicht. Dieselben Verhaltensmuster und vor allem dieselben gesellschaftlichen Rollen (s.o.). 

Aber: Das bedeutet nicht, dass wir uns auch so verhalten müssen wie 1930 – 1933. Nur weil es die andere Seite offenbar tut. Wir können sehr wohl aus der Geschichte lernen. Wir wissen, was passiert, wenn man sich diesen rechtsextremistischen Kräften nicht mit aller Kraft entgegenstellt, wenn man sie toleriert aus falschem Demokratie-Verständnis oder gar Meinungsfreiheit heraus. Ich würde die ganze Sache ja auch am liebsten friedlich im Gespräch lösen. Aber es ist nun wirklich nicht so, als hätte dies noch niemand versucht. Und: Gespräch und Zuhören sind vor allem auf der anderen Seite nicht gerade die größten Stärken. Und da kann man noch so oft sagen, man müssen gerade diesen Menschen mehr zuhören, sie stärker beteiligen, usw. Ja, alles richtig. Aber: Nazis sind Nazis. Rassisten sind Rassisten. Klimaleugner sind Klimaleugner. Und sie bedrohen unsere Freiheit, unsere Gesellschaft, unseren Frieden und den Fortbestand unseres Planeten. Aktuell viel stärker als andere Terroristen. Sie sind die größte Gefahr, die es aktuell gibt. Neben dem Klimawandel selbst. Den sie nicht sehen. Denn sie scheinen so dumm zu sein, dass sie nicht merken, wenn der Boden brennt, auf dem sie stehen. Und diese Dummheit macht sie so gefährlich. 

An Euch Rassisten, Nazis, Reaktionäre, Klimawandel-Leugner, AfD-Wählerinnen und -Wähler,

ich versuche es mal mit einer Filmreferenz, die man vielleicht sogar in Euren Kreisen kennt: Independence Day.

Ihr seid nicht die, die beim Weltuntergang die letzte Schlacht gegen die Aliens gewinnen. Ihr seid die dummen Statisten, die bereits beim ersten großen Knall vor die Hunde gehen. 

Und an alle anderen: Lasst uns weiter kämpfen. Lasst uns hinter die Wissenschaft und die Fakten stellen. Lasst uns gemeinsam gegen Hass und Dummheit stehen! Und wem das jetzt alles zu pathetisch und übertrieben klingt: Wir sprechen uns wieder, wenn die Nahrung knapp wird, die Hitze unerträglich und es zu tatsächlichen Massenfluchten aus armen Ländern kommt.